BEACHCLUB2010®

Der BEACHCLUB2010® ist bestrebt, die Sportart Beachtennis in Deutschland und weltweit bekannter zu machen. Das Organisationsteam veranstaltet nationale und internationale Turniere, unterstützt Vereine beim Bau von Beachanlagen und bietet in seinem Online-Shop Beachtennis-Schläger, Bälle, Taschen und Zubehör für eine Beachanlage.

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Aus meiner Sicht hat es nie einen Spieler gegeben und bis heute habe ich keinen gesehen, der einen so großen Unterschied ausmacht, wenn er gegen die Topgegner antritt. Ich habe immer gesagt, dass es drei Typen von Spielern gibt: die guten Spieler, die Weltklassespieler, und dann gibt es noch Marco Garavini.

Paolo Tazzari

PAOLO TAZZARI

Das Zehnjährige von unserem BEACHCLUB2010® haben wir zum Anlass genommen, unsere Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen. Wir haben Spieler, Organisatoren oder auch Kommentatoren nach ihrer Beachtennis-Geschichte befragt. Welche Antworten wir bekommen haben, lesen Sie in den folgenden Interviews. Geburtstagswünsche inklusive.

Paolo Tazzari, 40, ist in Bologna geboren, nach seiner Beachtennis-Karriere ist er nach Rom gezogen. Schon im Jahr 2009 hatte er seine Beach Tennis School (BTS) gegründet mit folgenden Ideen: Förderung des Sports, Ausbildung von professionellen Beachtennis-Spielern, Verbesserung der Technik bei seinen Schülern. Heute hat die BTS 26 Stützpunkte, 27 Trainer und 1800 Athleten. Als Spieler war Paolo Tazzari berühmt für sein taktisches und spektakuläres Spiel. Im Jahr 2012 hat er an der Seite von Marco Garavini den Titel bei den Weltmeisterschaften in Bulgarien gewonnen, im Finale besiegten sie Alessandro Calbucci und Luca Meliconi. Nach diesem Erfolg hat er seine Karriere beendet. Am Anfang dieses Jahrtausends hat er bei Turnieren der IFBT mitgespielt, 2003 gewann er die WM an der Seite von Matteo Marighella. In den Folgejahren war er gemeinsam mit Marco Garavini eines der stärksten Doppel dieses Sports.

Mit uns sprach er über seinen Rücktritt 2012, dem besten Spieler aller Zeiten und seine Ziele mit der BTS.

ZUR PERSON

  • 8. Februar 1980
  • Bologna/Italien
  • Roma/Italien
  • Coach, Ex-Spieler
  • WM 2012

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Hast du dich je gefragt: Wie viele Turniere, wie viele WM-Titel hätte ich an der Seite von Marco Garavini noch gewinnen können, hätte ich mich nicht 2012 zurückgezogen?

Ehrlicherweise nein. Als ich entschieden habe, meine Karriere zu beenden, wusste ich, dass ich als Spieler alles gegeben hatte, was ich konnte. Ich bin stolz auf das, was ich erreicht habe.

Aus welchen Gründen hast du 2012 nach dem Titelgewinn bei den Weltmeisterschaften in Bulgarien aufgehört?

Ich habe bereits zu Beginn der Saison 2012 entschieden, dass es meine letzte sein sollte. Ich hatte gemerkt, dass meine Ziele sich geändert hatten, dass ich was anderes machen wollte in der Beachtennis-Welt. Das bedeutet nicht, dass mir das Spielen gefehlt hat und dass es mir auch heute noch sehr oft fehlt; aber ich wusste, dass ein Lebensabschnitt beendet war und ich andere Projekte und andere Herausforderungen hatte. Ich zähle mich zu den Privilegierten, weil ich die Möglichkeit hatte, mein Karriere-Ende zu wählen und es nicht die Ergebnisse waren, es mir klarzumachen.

Du bist in Bologna geboren und in Ravenna aufgewachsen, die größte Beachtennis-Bühne war der Center-Court in Cervia. Und es scheint, dass du gerade dort, quasi vor der Haustüre, dein bestes Beachtennis gezeigt hast. Wie kommt das?

Mein Spiel war immer geprägt von einer großen mentalen Stärke und der Fähigkeit, gewisse Anspannungen zu managen; auf diesem Center-Court atmet man eine andere Luft. Dort ist alles noch verstärkt, und mir hat das sehr gefallen, ich habe jeden Moment auf diesem Platz genossen. Zu jener Zeit war das Turnier das Event, das alle gewinnen wollten, und das hat das Adrenalin und die Anspannung noch gesteigert. Das hat mich unheimlich angestachelt, das war wohl der Hauptgrund dafür.

Du warst immer ein spektakulärer Spieler, unvergessen zum Beispiel die drei Lobaufschläge nacheinander bei der WM in Cervia gegen Michele Cappelletti und Luca Carli. Abgesehen davon, wie erklärst du dir die großen Erfolge an der Seite deines langjährigen Spielpartners Marco Garavini?

Mein Spiel war sicherlich anders, wahrscheinlich bedingt von der Tatsache, dass meine physische Qualität der meiner Gegner unterlegen war. Deshalb musste ich immer nach Alternativen schauen, um gegen die besten Gegner bestehen zu können. Die Erfolge mit Marco Garavini kamen wohl aufgrund eines speziellen Feelings, das wir auf dem Platz und auch außerhalb hatten. Ich glaube, dass meine Entschlossenheit, mein Wille zu gewinnen und die Strategie, die wir uns vorbereitet hatten, uns erlaubt haben, im Match zu bleiben. Ich wusste, dass ich das Spiel im Gleichgewicht halten musste, weil wenn dann Marco "seinen" Gang eingelegt hätte, wir das Match gewonnen hätten. Aus meiner Sicht hat es nie einen Spieler gegeben, und bis heute habe ich keinen gesehen, der einen so großen Unterschied ausmacht, wenn er gegen die Topgegner antritt. Ich habe immer gesagt, dass es drei Typen von Spielern gibt: die guten Spieler, die Weltklassespieler, und dann gibt es noch Marco Garavini.

  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2010, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2010, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2010, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2011, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2011, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2011, Cervia
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2011, Cervia,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2011, Cervia,
    mit Marco Garavini

Vor euch dominierte das Duo Matteo Marighella/Alex Mingozzi, nach deinem Rückzug hat Marco Garavini noch große Erfolge erzielt an der Seite von Alessandro Calbucci, anschließend kam die Zeit von Michele Cappelletti und Luca Carli. Wie wichtig ist es, einen Spielpartner zu haben, mit dem du dich auch außerhalb des Platzes gut verstehst?

Ich bin immer davon ausgegangen, dass ein eingespieltes Doppel den Unterschied macht. Bei einem Sport, bei dem einem auf dem Platz so wenig Zeit bleibt zu denken, ist man besser nicht zu zweit, sondern agiert als eins. Aber ein gutes Doppel zu sein ist sehr schwierig, gerade in der heutigen Zeit. Weil man erst dann ein gutes Doppel ist, wenn man trotz der ausbleibenden Ergebnisse zusammenbleibt. Wenn man gewinnt, ist es sehr einfach. Heute ist diese Theorie nicht sehr berühmt, vielleicht weil man es eilig hat. Ich bleibe aber bei der Idee, dass wenn man die Kraft hat, ein gutes Doppel aufzubauen, die Ergebnisse noch besser ausfallen werden.

Wie siehst du die Entwicklung von Beachtennis, seitdem es 2009 ein offizieller Sport unter dem Dach der ITF geworden ist?

Ich glaube, dass das durchschnittliche Niveau sehr gewachsen ist, das Topniveau dagegen ist, obwohl es auch gewachsen ist, im Verhältnis aber zurückgeblieben. Das liegt wohl daran, dass die Topspieler sich es heute leider immer noch nicht erlauben können, von einem kompletten Team betreut zu werden. Und selbstverständlich ist es immer schwierig besser zu werden, wenn das Niveau schon ziemlich hoch ist.

Und wie hat Beachtennis sich entwickelt seit den ersten Jahren in Marina di Ravenna mit den IFBT-Turnieren?

Da können wir alles sagen, wir sind von einem tollen Spiel in einen tollen Sport hineingewachsen.

Zu Beginn dieses Jahrtausends sind die ersten ausländischen Spieler nach Marina di Ravenna gekommen, um bei den Weltmeisterschaften der IFBT teilzunehmen. Das italienische Team hat 2003 im Finale gegen den deutschen Verbund gewonnen. Welche Erinnerungen hast du an diese Anfangszeit?

Das waren sehr schöne Jahre. Ich war noch jung und hatte die Möglichkeit das zu tun, was mir Spaß machte. Als die ausländischen Spieler gekommen sind, war das toll für mich, ich habe mich wichtig gefühlt und glücklich, dabei sein zu können in diesem Moment.

  • Paolo Tazzari
    IFBT WC 2006, Marina di Ravenna
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2010, Cervia
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2012, Cervia, mit Marco Garavini, Luca Carli und Michele Cappelletti
  • Paolo Tazzari
    ITF Cervia 2012, Cervia, mit Paolo Caponigri und Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    ITF WC 2014, Cervia, Marco Garavini und Alessandro Calbucci

Beachtennis war ein italienischer Sport, auch noch nach dem Einstieg der ITF im Jahr 2009. Mittlerweile gibt es viele ausländische Spieler, die Turniere und auch Weltmeisterschaften gewinnen. Wie wichtig war das für die Entwicklung des Sports?

Die Tatsache, dass es mittlerweile viele ausländische Topspieler gibt ist sehr wichtig für Beachtennis. Zugleich sollte es uns Italienern zu denken geben, weil wir die ersten waren auf diesem Gebiet, aber jetzt verlieren wir Boden. Es ist gut, dass so viele Spieler aus der ganzen Welt so gut geworden sind, aber zugleich bedeutet es, dass wir ein bisschen zurückgefallen sind, und daran sind wir auch selbst schuld.

Schon 2009, also noch bevor du deine Spielerkarriere beendet hast, wolltest du deine Erfahrungen weitergeben und hast die Beach Tennis School gegründet. Mit welcher Idee bist du gestartet und wie hat sich dieses Projekt entwickelt?

Wie schon gesagt hatte ich nie die Qualität der anderen Topspieler, deshalb dachte ich immer, ich müsse mehr wissen über das Spiel, um mit ihnen konkurrieren zu können. Ich habe immer sehr viel Taktik studiert um sie zu besiegen und die Technik, um meine technischen Fähigkeiten auszuspielen. Da habe ich sehr viel investiert, und es hat sich ausgezahlt. In dem Moment habe ich angefangen, mein Wissen weiterzugeben, und ich habe die Bestätigung bekommen, dass mein Weg der richtige ist. Diese Erfahrung und dieses Wissen wollte ich nicht nur in einem Sportzentrum einbringen, deshalb haben wir entschieden, die BTS zu gründen.

Heute habt ihr 26 Stützpunkte, 27 Trainer und 1800 Schüler. Wie siehst du Beachtennis in der Zukunft und welche sind deine Ziele mit der BTS?

Das Hauptziel ist in Italien und auch im Ausland, wo Beachtennis heute mit mehr Interesse verfolgt wird als in Italien, weiter zu wachsen. Unser Ziel ist, unsere Trainingsmethoden weiter zu verbessern, weil es genau das ist, was uns von anderen unterscheidet. Der Rest kommt hoffentlich von selbst.

  • Paolo Tazzari
    BTWC 2015, Cervia,
    mit seinen Schülern
  • Paolo Tazzari
    BTWC 2016, Cervia
  • Paolo Tazzari
    BTWC 2016, Cervia,
    mit Alessio Chiodioni

Der Boom von Beachtennis scheint ja aber vorbei in Italien, die Zahl der Spieler sinkt. Es gibt Regionen, da wächst der Sport nicht. Wie siehst du die Situation und was könnte man tun, um wieder auf den richtigen Weg zu kommen?

Den wahren Boom gab es noch nicht. Es gab zwar einen Moment, in dem das Interesse größer war, aber ein Sport wie Beachtennis müsste ein ganz anderes Ergebnis erzielen, deshalb glaube und hoffe ich, dass der Boom noch nicht da war. Es ist richtig, es gab zuletzt einen Rückgang, und dieser Rückgang war bestimmt von der Tatsache, dass wir alle, die in diesem Sport arbeiten, schlecht gearbeitet haben. Am Ende sind wir es, die in dieser Beachtennis-Welt arbeiten, und wenn sie nicht funktioniert, müssen wir uns alle einer Gewissensprüfung unterziehen. Das, was getan werden müsste, ist den Leuten klarzumachen, dass wir Fachleute sind, unabhängig vom Niveau der Schüler müssen wir das Beste geben und unsere Leidenschaft rüberbringen. Nur wenn wir Begeisterung und Leidenschaft übermitteln dürfen wir hoffen, dass diejenigen, die in diesem Ambiente leben, sich in Beachtennis verlieben, so wie wir es getan haben.

Ein Problem in der Beachtennis-Welt ist auch das Fehlen von großen Sponsoren, die den Sport ins Fernsehen bringen könnten. Wie könnte man hier vorgehen?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Da beißt die Katze sich in den eigenen Schwanz. Wenn Beachtennis im Fernsehen wäre, kämen die großen Sponsoren. Vielleicht sollten die Verbände die ersten sein, die in die Sichtbarkeit dieses Sports investieren müssten, um ihn interessanter zu machen. Das brächte große Sponsoren und viele Fans, die dann daran interessiert wären teilzunehmen.

Du bist oft zurückgekehrt, um die Spiele deiner Schüler auch bei den Weltmeisterschaften in Cervia zu sehen. Wie sehr fehlt es dir, auf dem Center-Court vor 2000 Zuschauern zu spielen?

Wenn ich nach Cervia komme, hat ein Teil von mir immer diesen Vermissensschmerz. Aber wie schon gesagt, ich habe jeden Moment genossen, und jetzt ist es richtig, den Platz den Jüngeren zu überlassen.

In diesem Jahr feiert unser BEACHCLUB2010® sein Zehnjähriges. Als wir 2011 erstmals den Porsche Beachtennis Grand Prix in Stuttgart ausgerichtet haben, hast du gemeinsam mit Marco Garavini den Titel gewonnen. Wie sind deine Erinnerungen an dieses Abenteuer?

Ich habe nur tolle Erinnerungen daran. Wir hatten das Glück, an einen wunderbaren Ort zu kommen, und ihr habt uns wie Könige behandelt. Das, was ihr gemacht habt, ist genau das, was ich meinte. In dem Moment habt ihr uns Bedeutung zugemessen, ihr habt dem Sport Bedeutung zugemessen, und es ist genau das, was wir alle, die in dieser Beachtennis-Welt leben, tun sollten.

  • Paolo Tazzari
    Porsche BT Grand Prix 2011, Stuttgart,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    Porsche BT Grand Prix 2011, Stuttgart,
    mit Marco Garavini
  • Paolo Tazzari
    Porsche BT Grand Prix 2011, Stuttgart, mit Marco Garavini, Alex Mingozzi und Matteo Marighella
  • Paolo Tazzari
    Porsche BT Grand Prix 2011, Stuttgart

Beachtennis wächst in Deutschland nur langsam. Deine Tipps für uns?

Ich bin ja offensichtlich parteiisch, aber das, was ich für das Wichtigste halte, ist als erstes die Jugendlichen zu trainieren. Alle reden über bestimmte Fortschritte in bestimmten Orten, aber fast immer reden sie über Erwachsene. Wenn wir wirklich wachsen wollen, müssen wir besser mit den Jugendlichen arbeiten; Beachtennis bestmöglich mit Professionalität und Qualität lehren; ihnen beizubringen, dass es ein Sport ist, dauert sicherlich eine Weile. Aber wenn Beachtennis dann durchstartet, dann stärker und zuverlässiger. Nur mit Erwachsenen zu arbeiten wird keine großen Ergebnisse bringen.

Wie kann aus einem guten Spieler ein sehr guter Spieler werden? Bei uns in Deutschland kommen fast alle Spieler vom Tennis. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Es ist sehr schwierig, dass aus einem guten Spieler ein sehr guter Spieler wird. Das, was schon gut ist, besser zu machen, ist nie einfach. Oft ist die Grenze der Lehrer, der nicht genügend vorbereitet ist, um den Qualitätssprung zu erreichen. Und die Schüler denken, dass sie es nicht nötig haben, weil dem Beachtennis heute keine große Bedeutung zugemessen wird. Ein Tennisspieler, der zum Beachtennis kommt, denkt selten daran, Trainerstunden zu nehmen. Aber mit diesem Argument, sollte dann ein Beachtennis-Spieler, der Tennis spielen möchte, Trainerstunden nehmen? Es ist wie bei allem, wenn man Tennis gespielt hat, bringt das sowohl Vor- als auch Nachteile. Aber zu Beginn ist es sicherlich eine große Hilfe. Es ist aber nicht ausschlaggebend, um ein sehr guter Spieler zu werden.

Du hast noch andere Orte auf der Welt besucht, welches waren die schönsten?

Ich habe ja gar nicht so viele Ort gesehen, außer in Stuttgart war ich in New York und auf Bermuda, zwei tolle Orte mit ihren Charakteristiken. Sagen wir es so, als ich aufgehört habe zu spielen, gab es viele Turniere weltweit ... vielleicht hätte ich ja doch noch ein paar Jahre warten sollen mit meinem Karriere-Ende (lacht).

Maximilian Hamm im Mai 2020