Der BEACHCLUB2010® ist bestrebt, die Sportart Beachtennis in Deutschland und weltweit bekannter zu machen. Das Organisationsteam veranstaltet nationale und internationale Turniere, unterstützt Vereine beim Bau von Beachanlagen und bietet in seinem Online-Shop Beachtennis-Schläger, Bälle, Taschen und Zubehör für eine Beachanlage.
Wir haben das Publikum wohlerzogen, wie ich schon öfters scherzhaft zu den Spielern gesagt habe. Es spielte keine Rolle, wer im Finale war, unser Publikum ist immer zahlreich gekommen; die Kraft kam aus der speziellen Atmosphäre, die man auf dem Center-Court in Cervia eingeatmet hat.
Paolo Caponigri
Das Zehnjährige von unserem BEACHCLUB2010® haben wir zum Anlass genommen, unsere Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen. Wir haben Spieler, Organisatoren oder auch Kommentatoren nach ihrer Beachtennis-Geschichte befragt. Welche Antworten wir bekommen haben, lesen Sie in den folgenden Interviews. Geburtstagswünsche inklusive.
Paolo Caponigri, 55, wohnt in Riccione, ist aber hauptsächlich bekannt wegen seiner Beachtennis-Turniere in Cervia. Im fernen Jahr 2005 hatte er im Team mit 32 Doppeln angefangen. Schon im Folgejahr verdoppelt er die Teilnehmerzahl, es gewinnen Maurizio Di Cori und Lele Bianchedi. Das Hauptfeld vergrößert sich in den folgenden Jahren auf 128 Doppel, das Turnier etabliert sich in der Beachtennis-Welt. Von 2013 bis 2018 hat er dort die Weltmeisterschaften organisiert. Paolo versucht jedes Jahr das Turnier, das bereits zur Geschichte des Sports zählt, weiter zu verbessern. Unvergessen sind die Finalspiele auf dem Center-Court vor 3000 Zuschauern. Doch Paolo organisiert nicht nur Beachtennis-Turniere, er richtet auch erfolgreich Beach-Volleyball-Events aus. Zu unserem Zehnjährigen hat er uns einen Gruß geschickt: "Viel Erfolg für die nächsten zehn Jahre!"
Mit uns sprach er über das Spektaktel auf dem Center-Court von Cervia, die Zukunft von Beachtennis und die besten Spieler vom Bagno Delfino.
Wie sehr vermisst du die Weltmeisterschaften in Cervia?
Ich bin kein Nostalgiker, aber es war eine tolle Erfahrung, die Weltmeisterschaften sechs Jahre lang organisiert zu haben. In einer provokanten Art würde ich antworten: Wie sehr fehlt Cervia den Weltmeisterschaften?
Wie hast du die Entscheidung gesehen, die Location der WM zu wechseln? Es gab das Gerücht, dass die ITF erst keine WM mehr ausrichten wollte, dann wollte sie eine neue Location. Schließlich haben die Verantwortlichen entschieden, die WM in Italien zu lassen, aber sie nach Terracina zu vergeben.
Vielleicht war es auch viel unkomplizierter: Die ITF wollte nicht mehr für die 25.000 Dollar Preisgeld aufkommen, und da dies für mich eine zu hohe Summe ist, habe ich mich nicht mehr an der Ausschreibung beteiligt.
Du hattest ja auch ein Leben vor der WM, die du von 2013 bis 2018 organisiert hast: das ITF-Turnier "Internazionali di Beach Tennis Città di Cervia". Wann bist du gestartet mit diesem Event und welche Erinnerungen hast du an die Anfangszeit?
In den ersten beiden Jahren habe ich ja fast nur als Spieler teilgenommen. Dann war es nur ein Schritt ins Organisationsteam, weil ich die Verantwortlich schon gekannt hatte. Wie bei allen Paaren hatten wir eine Krise im siebten Jahr 2011. Und bei der Frage 'Wer möchte das Turnier Delfino weiter organisieren' war ich der einzige, der daran geglaubt hat und allein weitergemacht hat ohne die zwölf Helfer, die ursprünglich für das Turnier verantwortlich zeichneten.
Wie hat sich die Beachtennis-Welt seitdem verändert?
Das war einmal alles anspruchslos. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass wir die Spielpläne in einem Jahr im Restaurant Il Moro während des Abendessens gemacht haben und bis um drei Uhr nachts aufgeblieben sind, um die ganzen Fragen der Spieler nach ihrer Einsatzzeit zu beantworten. Aus dieser Erfahrung heraus habe ich im Folgejahr das Onlineportal www.wikibeach.it erstellt. Es waren spezielle Zeiten, und wir haben den Moment miterlebt, als die Spieler aus der IFBT-Familie ausgeschieden sind und die ITF mit ihrem Start alles etwas vielschichtiger angegangen ist (Regeln, Ranglisten etc.).
Welche Bedeutung hatten die Weltmeisterschaften für die Stadt Cervia, und wie hast du es geschafft, Sponsoren zu finden für dieses Event?
Das Wort Weltmeisterschaften entfacht immer eine besondere Faszination bei Sponsoren. Die finanziellen Einnahmen waren ja, wie wir wissen, nicht sehr groß, aber mit den Ausstellern ist unser Turnier Delfino immer mit einem kleinen Plus in der Bilanz rausgekommen.
Du warst ja nicht allein in der Organisation. Während des Turniers hattest du ein Team beisammen, das dich jedes Jahr mit großer Leidenschaft unterstützt hat. Wie wichtig ist es als Organisator ein Team um dich zu wissen vor, während, aber auch nach dem Turnier?
Es muss ein Kopf sein, und es müssen viele Arme sein. Das war immer die Regel, seitdem ich die Organisation übernommen habe. Gianluca Buccelli ist nicht nur ein Freund, sondern auch eine Person, mit der ich mich viel auseinandergesetzt habe. Die Familie Ceccaroni, Besitzerin des Bagno Delfino, ist das Rückrat des gesamten Events. Die Freiwilligen wie Piero oder Claudio helfen mir mittlerweile seit einem Jahrzehnt. Es ist eine Freude zu arbeiten, wenn du solchen Personen begegnest.
Für dich als Organisator, welches sind die größten Hürden und die Hauptziele, wenn du ein Beachtennis-Turnier organisierst?
Leider ist das Budget immer das erste Problem. Später kannst du mit Erfahrung verschiedene Situationen meistern, wie zum Beispiel die Windböen im vergangenen Jahr während der Finalspiele.
Ist dann während der WM etwas anders gewesen?
Wenn du die neuen Leute der Verbände meinst, dann ja. Nach all der Zeit muss man Dinge ändern, um sie zu verbessern, und nicht immer ist das einfach zu meistern. Aber als wir die Rollen einmal verteilt hatten, hat sich alles wieder normalisiert.
Du hast mit vielen Spielern gesprochen während deiner Turniere: Welches war das wichtigste Feedback für dich?
Es macht mir Spaß, mit den Spielern zu sprechen. In all diesen Jahren kann ich sagen, dass ich sie habe aufwachsen sehen. 15 Jahre sind eine lange Zeit. Einige zunächst als Sieger, später mit einem Kind auf dem Arm. Es gibt immer drei Beteiligte in diesem Sport: Verband, Organisator/Sponsor und Spieler. Es ist wie das alte Spiel Schnick, Schnack, Schnuck, es gibt nicht einen Teil, der immer gewinnt, in der Ausgeglichenheit der Sache liegt der Erfolg der Beziehung. Die Spieler erklären ihrerseits ihre Probleme, und ich kann sagen, dass ich, mal von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer tollen Leuten begegnet bin.
Du hast auch viele Spieler gesehen, die sich im Sand vom Bagno Delfino gehechtet haben. Du hast das Duo Marighella/Mingozzi gewinnen, Weltmeister wie Cappelletti/Carli oder auch Bacchetta e Cimatti aufwachsen sehen, und einen Spieler wie Paolo Tazzari verabschiedet. Wer von all den Spielern hat dich am meisten beeindruckt?
Ich möchte jetzt niemandem vor den Kopf stoßen, aber auf den Plätzen des Bagno Delfino ist wirklich die Geschichte des Beachtennis vorbeigekommen. Vor allen Alessandro Calbucci und Marco Garavini, sie waren vielleicht die besten Spieler. Und es freut mich sehr zu sehen, dass Alessandro Calbucci noch immer die Nummer eins ist.
Dann haben auch die ausländischen Spieler die Bühne betreten und einen frischen Wind nach Cervia gebracht. Wie wichtig war dies für den Sport und vielleicht auch für die Weltmeisterschaften, dass diese Spieler dann auch in der Siegerliste standen?
Wenn ich mich richtig erinnere war es ein brasilianisches Mixed, das den ersten WM-Titel gewonnen hat, ein Jahr später war es dann ein brasilianisches Doppel. Es war ein toller Moment. Endlich sind wir wirklich international geworden. 2019 waren von den vier Halbfinalisten ein Russe, ein Spanier und zwei Italiener.
Das Spektakel auf dem Center-Court von Cervia mit 3000 Zuschauern war einzigartig in der Beachtennis-Welt. Dieser Sport ist in der Gegend entstanden. Wie hast du die Entwicklung verfolgt?
Wir haben das Publikum wohlerzogen, wie ich schon öfters scherzhaft zu den Spielern gesagt habe. Es spielte keine Rolle, wer im Finale war, unser Publikum ist immer zahlreich gekommen; die Kraft kam aus der speziellen Atmosphäre, die man auf dem Center-Court in Cervia eingeatmet hat.
Welches sind deine schönsten Erinnerungen an die Weltmeisterschaften in Cervia?
Es hat mir sehr gut gefallen, als die Qualifikanten Davide Benussi und Alessio Chiodioni bis ins Finale gekommen sind. Ein Bus war aus Rom gestartet, um die beiden im Finale zu sehen.
Selbstverständlich gab es auch einige Streitereien, als ihr zum Beispiel das Finale 2014 auf den Montag verschieben musstet oder nachdem die ITF 2018 die Linienrichter eingeführt hatte. Welche Situationen fallen dir ein und wie hast du sie als Turnierleiter gemeistert?
Mit der Intelligenz und der Notwendigkeit, jede Entscheidung zu erklären. Zum Beispiel ist die Rolle von Riccardo Ragazzini als Oberschiedsrichter wesentlich. Das Finale an jenem Montag hatte das gleiche Publikum wie am Sonntag, und die Präsenz der Linienrichter hat den Sport noch professioneller gemacht.
Die Beachtennis-Welt wächst, außerhalb Italiens gibt es viele hochdotierte Turniere. Im nächsten Jahr wird die ITF die Sand Series mit vier großen Turnieren auf die Beine stellen, sozusagen die Grand-Slam-Turniere des Beachtennis. Ist das der richtige Weg?
Jeder Versuch muss unternommen werden. Das Ergebnis werden wir erst im Nachhinein sehen, aber es ist notwendig, die Sachen anzugehen. Wir sind noch eine junge Sportart. Die Veränderung der Netzhöhe ist ein Versuch, aber ein notwendiger, um das Event fernsehtauglicher zu machen.
Eines dieser großen Events wird unser Turnier in Saarlouis sein, das die Besonderheit aufweist, mitten in der Stadt organisiert zu werden. Werden wir es endlich schaffen, dich als Gast begrüßen zu dürfen?
Dieses Jahr habe ich meine Informatikagentur abgegeben. Ich habe entschieden, mich nur noch auf die Organisation zu konzentrieren, und wenn ich Zeit habe, komme ich gern!
Dieses Jahr feiert unser BEACHCLUB2010® sein Zehnjähriges. Wir haben in Deutschland und auch außerhalb Turniere organisiert, und oft haben wir auch gemeinsam in der Organisation gearbeitet. Welche Erinnerungen hast du an unsere Zusammenarbeit?
Vor allem eure Zuverlässigkeit. Von euch kann man nichts als das Beste erwarten. Und der gemeinsame Wege geht in diese Richtung.
Wir haben oft mit den Verantwortlichen der ITF gesprochen, aber auch mit anderen Turnierorganisatoren, um die Kräfte zu bündeln und diesen Sport voranzubringen. Uns ist nie der große Wurf gelungen. Aus welchen Gründen?
Wir sind noch nicht glaubwürdig für große Sponsoren. Ich kann mich an euer Porsche-Turnier erinnern, aber das war ja an ein Tennisturnier geknüpft. Wir haben noch kein Produkt, das sich verkaufen lässt. Was wir bedauern müssen ist die Tatsache, dass wir das Potential so richtig immer dann erkennen, wenn wir uns annähern, aber wir haben den letzten Schritt eben noch nicht gemacht. Aber ich bin zuversichtlich.
Du organisierst nicht nur Beachtennis-Turnier, sondern auch Events im Beach-Volleyball. Was fehlt dem Beachtennis-Sport, um auf das Niveau von Beach-Volleyball zu kommen hinsichtlich Sponsoring, Teilnehmer und Anerkennung von Seiten der Zuschauer?
Im vergangenen Jahr habe ich die erste Etappe der World Tour One Star der Männer organisiert, nachdem sie 30 Jahre lang nicht in der Emilia-Romagna gewesen war. Die politische und wirtschaftliche Funktion der Region war ausschlaggebend. Ich hätte mit Beachtennis nicht die gleichen Resultate erzielen können. Das, was anerkennt wird, ist die Art der Organisation, die der Volleyball-Verband vorgibt. Aber ich sehe, dass die ITF sich so aufstellt, um dem Beispiel zu folgen. Wir sind stolz, dass wir das Turnier mit der weltweit größten Teilnehmerzahl waren dieser Kategorie. Wie man sieht, ist die Luft magisch in Cervia!
Wie sehen deine Pläne aus in der Beachtennis-Welt?
Wir haben mit der ITF vereinbart, unser Turnier in Cervia (10.000 Dollar) vom letzten Juliwochenende zu verschieben mit einem internationalen Jugendturnier. In der Hoffnung, dass uns die Corona-Krise eine Atempause verschaffen wird. Vielleicht gibt es eine Veränderung bei der LOcation, aber da ist es noch zu früh für eine finale Auskunft.
Maximilian Hamm im Mai 2020