BEACHCLUB2010®

Der BEACHCLUB2010® ist bestrebt, die Sportart Beachtennis in Deutschland und weltweit bekannter zu machen. Das Organisationsteam veranstaltet nationale und internationale Turniere, unterstützt Vereine beim Bau von Beachanlagen und bietet in seinem Online-Shop Beachtennis-Schläger, Bälle, Taschen und Zubehör für eine Beachanlage.

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Die Zukunft von Beachtennis wird sicherlich in Südamerika liegen. Brasilien wird zurzeit so ein wenig das neue Herz von Beachtennis.

Michele Folegatti

MICHELE FOLEGATTI

Das Zehnjährige von unserem BEACHCLUB2010® haben wir zum Anlass genommen, unsere Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen. Wir haben Spieler, Organisatoren oder auch Kommentatoren nach ihrer Beachtennis-Geschichte befragt. Welche Antworten wir bekommen haben, lesen Sie in den folgenden Interviews. Geburtstagswünsche inklusive.

Michele Folegatti, 38, wird in Ferrara geboren und lebt heute mit seiner Familie in Ravenna. Seit 2022 hilft er uns als erfahrener Trainer bei unserem Beachcamp in Cervia. Michele hat an einigen Weltmeisterschaften als Spieler teilgenommen. Im Jahr 2012 in Bulgarien gemeinsam mit Massimo Mattei, 2013 in Cervia mit Marco Faccini, die beiden haben das Viertelfinale erreicht. Im Folgejahr hat er mit dem Franzosen Regis Courtois und 2015 mit Alan Maldini gespielt, beide Male sind die Duos frühzeitig gescheitert. Das stärkste Doppel allerdings bildet er mit seiner Frau Federica Bacchetta, die viermalige Weltmeisterin.

Dann hat Michele Folegatti sich der Rolle des Trainers gewidmet, er hat das Junioren-Nationalteam Italiens viermal nacheinander zum Titel bei den Team-Weltmeisterschaften geführt. Auch heute noch bekleidet Michele diese Rolle.

Mit uns hat er über seine Erfolge gesprochen, die Zukunft von Beachtennis sowie die Bedeutung seiner Familie.

ZUR PERSON

  • 30. September 1984
  • Ferrara/Italien
  • Ravenna/Italien
  • Coach
  • World Cup Juniors

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Du hast von 2012 bis 2015 als Spieler an den Weltmeisterschaften teilgenommen. Wie hat sich das Spiel seitdem verändert?

Das Spiel hat sich enorm entwickelt, vor allem aus athletischer Sicht. Heutzutage musst du, um ein bestimmtes Niveau zu erreichen, gute körperliche und athletische Grundlagen besitzen. Außerdem gab es etliche Regeländerungen, die das Spiel revolutioniert haben. Es gibt viel mehr internationale Turniere, und die Sponsoren beginnen sich mit mehr Aufmerksamkeit zu bewegen. Hoffen wir, dass das Fernsehen der nächste Schritt sein wird.

Bist du zufrieden mit deiner sportlichen Karriere oder hättest du gern andere Ziele erreicht?

Als Spieler bin ich zufrieden so, wie es gelaufen ist. Selbstverständlich hätte ich gern noch ein bisschen mehr gewonnen, aber zu meiner Zeit gab es eine Generation von Spielern, die man so vielleicht in Jahrzehnten nicht mehr sehen wird. Es war schwierig, diese vom Thron zu stoßen.

Heute arbeitest du für den nationalen Verband FIT und bist Teamchef der Jugendlichen. Wie genau sieht deine Arbeit aus?

In erster Linie ist es ein Job des Beaobachtens und Bewertens, anschließend des Auswählens. Meine Aufgabe ist es, die Kinder und Jugendlichen auf die Teamwettbewerbe vorzubereiten, sowohl aus technischer als auch aus mentaler Sicht. Diese Art von Wettbewerb ist anders, und häufig stolpert man, obwohl man technisch überlegen ist.

Du warst bislang sehr erfolgreich mit dem Jugendteam, erst im vergangenen Jahr habt ihr in Rio erneut den Titel bei den Teamweltmeisterschaften gewonnen. Welches ist das Geheimnis der Stärke der italienischen Spieler?

Das Geheimnis ist die lange Tradition der italienischen Jugendschulen. In Italien hat man immer an die Kinder und Jugendlichen geglaubt, und das sollte man auch weiterhin tun. Ich habe das Glück, großartige jugendliche Athleten zu haben, und der Verdienst gehört allen Trainern, die täglich mit den Kids auf dem Platz arbeiten, um sie besser zu machen.

  • Michele Folegatti
    Torneo del Sorriso 2014, Marina di Ravenna, mit Alberto Bustacchini e Matteo Marighella
  • Michele Folegatti
    Torneo del Sorriso 2014, Marina di Ravenna

Können deine Kids es ganz nach oben schaffen in der Weltrangliste? Was fehlt ihnen dazu? Wer könnte es schaffen?

Ja, wir haben sehr talentierte Spieler. Jetzt brauchen sie die Möglichkeit, viel zu reisen, und das ist nicht so einfach für die Jugendlichen. Ich möchte keine Namen nennen, denn es ist wichtig, dass sie einen Schritt nach dem nächsten machen, ohne Eile. Mattia Spoto und Ninny Valentini zum Beispiel sind mit dem Jugendteam gestartet und jetzt in der Weltspitze angekommen und eine große Verstärkung für das Erwachsenenteam.

Trotz dieser Erfolge scheint Beachtennis in Italien nicht mehr so zu wachsen wie früher, als jeder, der an den Strand ging, einen Beachtennis-Schläger dabei hatte. Welches sind die Gründe dafür?

Ich denke, das ist gar nicht so. Leute am Strand spielen immer noch gern Beachtennis. Die Schwierigkeit liegt eher darin, dem Sport das ganze Jahr über Kontinuität und Sichtbarkeit zu geben. Padel und die Energiekrise haben die Zahlen etwas sinken lassen, aber mit einem guten Teamwork können wir diese wieder steigen lassen.

Was müsste man tun, um die Lust an Beachtennis bei den Spielern noch zu steigern?

Vielleicht nie zuvor waren Spieler so motiviert. Die Bewegung in Brasilien war eine gewaltige Welle, die es so noch nie gab. Hoffen wir, dass es nicht nur eine vorübergehende Blase ist, sondern dass sie der gesamten Szene einen Ruck geben kann.

Wie siehst du die Arbeit des Verbands und was könnte er noch tun, um den Sport erneut wachsen zu lassen?

Wie schon gesagt, das geht nur im Team. Der Verband investiert in Personal, es gibt eine neue Struktur. Nun gilt es, zu arbeiten und alle mit einzubeziehen.

Es scheint fast so, als habe Brasilien das Ursprungsland Italien als Hauptlocation überholt. Liegt es daran, dass dort mehr Geld fließt, oder welches sind die Gründe?

Brasilien hat einen natürlichen Vorteil, was die Strandsportarten angeht. Es ist kein Zufall, dass Beachvolleyball, Beachsoccer oder auch Footvolley dort einen besonderen Stellenwert haben. Es war abzusehen, dass es auch Beachtennis schaffen würde. Es dreht sich mittlerweile alles um Brasilien. Täglich entstehen dort neue Vereine, jede Minute neue Schlägermarken. Das Geld ist wichtig, und das nazionale Fernsehen übernimmt eine wichtige Rolle. Außerdem hat Beachtennis den reicheren Teil des Volks eingenommen und dabei die Arbeitsverhältnisse gefördert. Jetzt ist Kontinuität gefragt.

In Deutschland geht es mit Beachtennis immer noch langsamer voran. Seit vielen Jahren warten wir auf den großen Durchbruch, den es bislang nur in Saarlouis gab. Welche Ratschläge kannst du uns geben?

Man muss in die Strukturen investieren. Dort, wo Beachvolleyball gespielt wird, kann man das Netz herunterschrauben und Beachtennis spielen. Außerdem könnte man die Lehrer an den Schulen mit einbinden, oder auch mit der Unterstützung des Verbands in die Grundschulen und weiterführenden Schulen gehen.

  • Michele Folegatti
    ITF-Weltmeisterschaften 2016, Cervia

Im Jahr 2016 hat der Deutsche Tennis-Bund erstmals auch Jugendliche zu den Team-Weltmeisterschaften geschickt. Du hast unser Jugendteam in Rio gesehen. Welchen Eindruck hattest du von ihm?

Ich habe sehr gute Spieler gesehen, vor allen Spielerinnen. Sie haben das Finale bei den Europameisterschaften gespielt, außerdem kam das Team im vergangenen Jahr in Rio unter die besten Vier. Das heißt, das Niveau dieser Spieler ist hoch. Nun sollten sie versuchen, sich weiter zu steigern und auch in der Weltrangliste nach oben klettern.

Im vergangenen Jahr haben wir dich als Coach für unser Beachcamp in Cervia gewinnen können. Wie denkst du über Beachtennis in Deutschland?

Es gibt viel Begeisterung und auch ein gutes Niveau. Ich kenne jetzt keine genauen Zahlen, aber ich kann dir sagen, dass auch die Amateurspieler ein Teil des Systems sind. Es sind die begeisterten Spieler, die eine gute Basis schaffen, mit der gearbeitet und gewachsen werden kann.

Du bist nicht nur Kapitän des Jugend-Nationalteams, du hast auch Topspieler wie Ninny Valentini und Giulia Gasparri trainiert. Wie funktioniert dein Trainingskonzept, welches sind die wichtigsten Schritte?

Ich habe das Glück gehabt, mit tollen Spielern wie Giulia (Gasparri), Ninny (Valentini), Chicca (Bacchetta), Sofia (Cimatti), Tommy (Giovannini), Nikita (Burmakin) und anderen Athleten zu arbeiten und dabei auch gute Ergebnisse erzielt. Heute ist es aber so, dass du viel reisen musst, um diese Art von Spieler zu betreuen. Du musst lange Zeit im Ausland bleiben, fernab der Heimat. Für mich ist das schwierig, weil ich hier ja Familie habe und auch meine Arbeit. Die Trainingspläne entwickeln sich auf Basis des Turnierkalenders. Man muss die wichtigen Termine kennen und zu diesen dann in Topform sein. In erster Linie stehen die internationalen Turniere wie Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und dann auch die nationalen Meisterschaften. Anschließend die Turniere mit dem höheren Preisgeld.

Seit vielen Jahren hast du ja eine Weltmeisterin im eigenen Haus. Du bist mit Federica verheiratet, sie ist bis heute eine der erfolgreichsten Spielerinnen. Sprecht ihr daheim auch über Beachtennis? Gibt sie dir auch Tipps, wie du mit den Kids arbeiten kannst?

Wir sprechen eigentlich gar nicht so viel über Beachtennis. Wir beraten uns, wenn wichtige Turniere anstehen, und ab und zu verfolgen wir auch interessante Spiele. Aber für gewöhnlich genießen wir die Zeit mit unserem Jungen.

Welches sind deine schönsten Erinnerungen in der Beachtennis-Welt?

Ich habe viele schöne Erinnerungen, sowohl als Spieler als auch als Zuschauer. Ich denke immer an die beiden Weltmeisterschaften in Cervia, die ich mit Chicca und Giulia gewonnen habe. Sie werden in der Geschichte bleiben, auch weil das Niveau bei den Frauen in jenen Jahren extrem hoch war, da war es ein toller Erfolg, zwei Titel nacheinander zu gewinnen. Dann steht da noch der erste Titelgewinn mit den Männern in Terracina, damals mit Tommy und Nikita, mit denen ich die Freude hatte während dieses Turniers zusammenzuarbeiten. Und dann sind da noch die unvergesslichen Team-Weltmeisterschaften 2021 in Rio, ein Wasserfall an Emotionen mit einer fantastischen Jugendgruppe, das war wirklich außergewöhnlich. Zudem alle Ausgaben der Mittelmeerspiele, die Europameisterschaften, die Titelgewinne in der italienischen Liga ... es sind wahrlich viele Erinnerungen!

Was denkst du über die Zukunft von Beachtennis? In welcher Weise könnte dieser Sport weiter wachsen?

Die Zukunft ist eng mit der aktuellen Entwicklung in Brasilien verbunden. Dieser Wachstum bezieht ganz Südamerika ein, und ich hoffe, dass er auch Auswirkungen auf Europa hat.

Was hatte dich ürsprünglich zum Beachtennis gebracht? Wie schafft man es heute, Kinder und Jugendliche für Beachtennis zu begeistern?

Ich kam zum Beachtennis, weil alle meine Freunde damals Beachtennis gespielt haben. Außerdem habe ich drei Meter vom Strand entfernt gewohnt, da musste ich Beachtennis ausprobieren. Die Kids sind motiviert, wenn sie Turniere spielen können. Es ist also unabdingbar, Turnierserien zu starten, um sie regelmäßig spielen zu lassen.

Neuerdings ist Padel im Kommen. Müssen wir das als Konkurrenz sehen oder siehst du Berührungspunkte, um gemeinsam zu wachsen?

Vor allen in Italien wächst Padel, das sicherlich dem Beachtennis etwas weggenommen hat was die Teilnehmerzahlen und die Sichtbarkeit angeht. Ich kenne einige Beachtennis-Spieler, die zum Padel gewechselt sind. Ich finde nicht, dass die beiden Sportarten vergleichbar sind. Der Wachstum des einen bedingt nicht das Wachstum des anderen.

Was trifft auf Beachtennis zu: Es fehlt das Geld, um den Sport ins TV zu bringen, oder Fehlt das Fernsehen, um Geld ins Beachtennis zu bringen?

Im europäischen Beachtennis fehlen die Zahlen, um für das Fernsehen attraktiv zu werden. In Brasilien sind sie schon weiter, sowohl beim Privatfernsehen als auch mit nationalen Sendern. Die brasilianischen Sender übertragen sogar Turnier in Europa, hier hinken wir weit hinterher.

Wie siehst du die internationale Entwicklung von Beachtennis? Was könnte die ITF tun, um die Sportart auf die nächste Stufe zu bringen?

Die ITF müsste eine effiziente Struktur entwickeln, um die Sichtbarkeit zu erhöhen, sie könnte auch große Tennisevents dazu nutzen. Es fehlt auch eine Terminplanung, die es den Spielern erlaubt, rechtzeitig ihre Reisen zu planen und die es den Organisatoren erlaubt, ihre Arbeit zu leisten. Es kommen immer noch Turniere einen Monat vor Start in den Kalender, und dann sind sie auch noch an den verschiedensten Orten. Aber das Potential ist da, warten wir ab, was in den nächsten Monaten passiert.

Maximilian Hamm, Marzo 2023