BEACHCLUB2010®

Der BEACHCLUB2010® ist bestrebt, die Sportart Beachtennis in Deutschland und weltweit bekannter zu machen. Das Organisationsteam veranstaltet nationale und internationale Turniere, unterstützt Vereine beim Bau von Beachanlagen und bietet in seinem Online-Shop Beachtennis-Schläger, Bälle, Taschen und Zubehör für eine Beachanlage.

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Der Porsche Beachtennis Grand Prix in Stuttgart war ein unglaubliches Turnier. Wenn es das heute gäbe, wäre es eines der größten Turniere weltweit. Alle würden da mitspielen wollen.

Alex Mingozzi

ALEX MINGOZZI

Das Zehnjährige von unserem BEACHCLUB2010® haben wir zum Anlass genommen, unsere Wegbegleiter zu Wort kommen zu lassen. Wir haben Spieler, Organisatoren oder auch Kommentatoren nach ihrer Beachtennis-Geschichte befragt. Welche Antworten wir bekommen haben, lesen Sie in den folgenden Interviews. Geburtstagswünsche inklusive.

Alex Mingozzi, 38, kommt aus Cotignola/Italien und hat sich schon früh für Sport begeistert. Vom Judo über das BMX fahren, vom Schwimmen über Fußball bis zum Volleyball. Im Alter von 13 Jahren hat er per Zufall Beachtennis für sich entdeckt. Sein Vater hatte ihn mit an den Strand von Ravenna genommen. Bereits 1998, da war Beachtennis in Deutschland noch überhaupt nicht präsent, hat er die ersten Turniere gespielt. Schnell folgten die ersten Erfolge in Italien uns später auch im Ausland: USA, Spanien, Schweiz, Deutschland, Tschechien, Aruba, La Reunion - Alex Mingozzi hat so gut wie jedes Eck dieser Welt bereist. Im Gepäck immer seinen Beachtennis-Schläger. Ende der Nullerjahre bildete er gemeinsam mit Matteo Marighella das erfolgreichste Doppel auf der Tour. Der Familienvater, der mittlerweile in Brasilien lebt, spielt auch heute noch Turniere, doch tritt er vor allem als Trainer auf. Zudem verantwortet er seit 2018 das brasilianische Nationalteam.

Mit uns sprach er über seine größten Erfolge, die Regeländerungen der ITF und Beachtennis in Deutschland.

ZUR PERSON

  • 15. Juni 1981
  • Cotignola/Italien
  • Porto Alegre/Brasilien
  • Spieler, Coach
  • 2x Team-WM

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Sind es wirklich diese zehn Zentimeter, die das Spiel beim Beachtennis verändern können?

Ja, das zehn Zentimeter höhere Netz verändert das Spiel ungemein. Beachtennis wird sehr viel technischer, und es werden mehr Ballwechsel zu sehen sein. Der Sport wird folglich auch viel interessanter sein für das Fernsehen.

Dir helfen sie ganz offensichtlich, zuletzt hast du gute Resultate erzielt mit deinem brasilianischen Spielpartner Daniel Schmitt. Bist du auf dem Weg zurück zu großer Form?

Für mich ist das mit Sicherheit optimal. Das ist eine sehr gute Regel für mich, weil ich ein groß gewachsener Spieler bin mit einer guten technischen Basis und großer Erfahrung. Dieses Netz auf einer Höhe von 1,80 Meter gibt mir ein bisschen mehr Zeit zu entscheiden, was ich als nächstes tun werde. Bei unserem jüngsten Turnier, das erste wichtige mit dem höheren Netz, ist es uns gelungen, ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen und dabei sehr starke Gegner zu besiegen.

Der Internationale Tennisverband ITF hat nicht nur die Netzhöhe verändert; er versucht auch andere Regeländerungen, um das Spiel zu verändern. Wie können diese der weltweiten Entwicklung von Beachtennis behilflich sein?

Die ITF hat zuletzt sicherlich viele Dinge verändert. Ich bin überzeugt davon, dass der Verband gut organisiert ist, um Beachtennis zu verbessern. Sie haben die Netzhöhe auf 1,80 Meter gestellt, eine tief greifende Veränderung. Es ist nicht ganz einfach, mit dieser Veränderung zurechtzukommen. Aber sieht ganz danach aus, als ob die Spieler mit dieser Regel zufrieden sind, weil das Spiel spektakulärer wird. Dann gibt es noch den Match-Tiebreak im dritten Satz, der sehr schwierig zu spielen ist, weil es ein sehr kurzer Weg zum Ende ist. Wir müssen wohl erst noch begreifen, ob das eine gute Lösung ist oder eben nicht. Das Spiel wird dadurch sehr beliebig.

Es bleibt die Tatsache, dass die ITF sowohl Spieler als auch Organisatoren zufriedenstellen muss und zugleich Beachtennis voranbringen auf dem Weg zu den Olympischen Spielen. Wie kann dieser Spagat gelingen?

Die ITF muss sich sicherlich um die sportlichen Belange von Beachtennis kümmern. Es ist nicht einfach, alle Parteien zufriedenzustellen, weil das neue Regeln sind. Aber die ITF versucht tatsächlich, den Sport auf ein professionelles Niveau zu heben um dann zu den Olympischen Spielen zu kommen - oder zumindest ins Fernsehen.

Wie siehst du die Rolle der ITF in der Beachtennis-Welt? Was kann sie noch für den Sport tun?

Die ITF hat die Aufgabe, Beachtennis in die ganze Welt zu bringen. Meines Erachtens nach müssten die Verantwortlichen mehr Marketingmaßnahmen ergreifen um mehr Sponsoren zu erreichen. Damit sie eine Tour organisieren können wie zum Beispiel beim Beachvolleyball. Mit einer großen Marke als Hauptsponsor. Warten wir ab, was passiert, aber die ITF versucht sich in diese Richtung zu bewegen.

  • Alex Mingozzi
    ITF Cervia 2010, Cervia, mit Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    ITF Cervia 2012, Cervia, mit Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    ITF Aruba 2014, Aruba, mit Vinicius Font

Ein großes Problem in der Beachtennis-Welt ist in der Tat das Fehlen eines großen Sponsors, der die Sportart auch ins Fernsehen bringen könnte. Wie könnte man hier eine Einigung finden?

Vielleicht fehlt auch deshalb ein großer Sponsor, weil Beachtennis eben nicht im TV zu sehen ist. Ich bin überzeugt davon, dass Beachtennis großes Potenzial hat, es läuft auch hier in Südamerika ausgesprochen gut. Und bald schon könnten große Sponsoren ins Beachtennis einsteigen.

Jetzt ist Decathlon ins Beachtennis eingestiegen, und dein Ex-Spielpartner Matteo Marighella wird von Adidas unterstützt. Wie siehst du den Einstieg dieser Firmen? Und welche Auswirkungen werden sie auf die italienischen Firmen, die schon von Beginn an dabei sind, haben?

Mit Sicherheit ist es wichtig, dass diese Firmen ins Beachtennis eingestiegen sind. Es gibt auch einige größere Firmen aus dem Padeltennis, die dazukommen. Matteo und ich hatten Adidas ja schon einmal als Sponsor, damals haben sie uns Sonnenbrillen gegeben. Decathlon steigt groß ein, das ist sehr wichtig, das kann helfen. Die italienischen Marken werden aber weiterhin sehr stark bleiben, weil sie noch immer die qualitativ besten Schläger haben. Bei Vision, MBT oder auch Turquoise gibt es die besten Schläger, und sie werden mit Sicherheit noch einige gute Jahre auf dem Markt haben; aber sie müssen gut organisiert sein.

Du lebst seit Jahren mit deiner Familie in Brasilien. Wie ist dort die Situation, siehst du Beachtennis auf dem Vormarsch?

Beachtennis ist in Brasilien mittlerweile explodiert, es gibt überall Beachanlagen. Das ist wohl das Land, in dem sich Beachtennis am besten entwickelt hat. Auch besser als in Italien, wir haben wahrscheinlich die meisten Spieler weltweit.

Welches sind die Ziele dieser Beachtennis-Communitys?

Die Beachtennis-Schulen laufen sehr gut bei uns, ich habe zwei eigene hier in zwei verschiedenen Gebieten. Mittlerweile arbeite ich auch zusammen mit Personen aus anderen Gegenden um meine Marke zu expandieren. Wir haben hier bei uns mehr als 300 Schüler, die Warteliste ist lang. Deshalb versuche ich zurzeit weitere Trainer auszubilden.

In deiner Heimat Italien dagegen scheint Beachtennis sich nicht weiterzuentwickeln. Weniger Turniere, viele Spieler die aufhören, vor allen Jugendliche. Wie kam es zu dieser Entwicklung und wie könnte man sie aufhalten?

In Italien hat der Tennisverband FIT leider mehr Padeltennis unterstützt und weniger Beachtennis. Das ist sehr schade, weil Beachtennis ein großes Potenzial hat. Viele wichtige Spieler haben aber auch das Land verlassen. In der Emilia-Romagna, ursprünglich das Zentrum von Beachtennis, gibt es mittlerweile weniger Spieler. Das ist bedauerlich, weil es nach wie vor viele Topspieler gibt in Italien. Wenn du auf die Weltrangliste schaust, sind von den ersten 20 Spielern zehn Italiener. Das ist ein Zeichen, das Beachtennis auf professionellem Niveau noch sehr stark ist. Bei den Amateuren aber hat das Interesse abgenommen. Hier in Brasilien, einem riesigen Land, gibt es sehr viele Beachtennis-Schulen, auch wenn das Niveau der Trainer noch nicht besonders hoch ist. Es gibt aber viele Personen, die am Geschäft mit Beachtennis interessiert sind und große Lust haben, die Sportart weiterzuentwickeln. Viel mehr als in Italien.

Wir sind 2019 mit der Beach Tennis Tour Liguria und zwei Etappen in Spotorno und in Finale Ligure gestartet. Im fernen 2004 bist du nach Pietra Ligure gekommen und zwei Jahre später hast du an einem Turnier in Albisola teilgenommen. Welche Erinnerungen hast du daran, was hältst du von unserer Idee, Beachtennis auch in Ligurien zu etablieren?

Die Region Ligurien ist sicherlich aus verschiedenen Gründen eine wundervolle Gegend mit einer unglaublich schönen Natur. Sicherlich eine Region mit unglaublichen Landschaften zum Spielen, wenn es denn gelingt, Beachtennis zu etablieren, weil es wenig Strand gibt, das ist das Hauptproblem Liguriens. Aus diesem Grund wären die wenigen Plätze in jedem Fall gut besucht. Alle Spieler würden gern nach Ligurien kommen um Beachtennis zu spielen, weil dort bislang nur wenige Turniere organisiert wurden, man könnte dort den Tourismus mit dem Sport verbinden. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir dort gespielt haben, ich erinnere mich auch an die Schwierigkeiten, die es gab. Ihr habt es jetzt geschafft, Beachtennis wiederzubeleben. Hoffen wir, dass man im nächsten Jahr wieder spielen kann und ihre eure Tour fortsetzen könnt. Von dem was ich gehört habe von den Spielern waren es tolle Events. Hoffen wir, dass schnell wieder gespielt werden kann um dann noch mehr Beachturniere in Ligurien zu etablieren.

Wenn wir an den Anfang dieses Jahrtausends denken, als Beachtennis noch von der IFTB organisiert wurde, über die schwierige Zeit mit der FIT und dann dem Einstieg der ITF - wie siehst du die weltweite Entwicklung dieses Sports?

Früher gab es das Problem der verschiedenen Verbände. Alles hatte angefangen mit der IFTB, die eine wichtige Rolle gespielt hat beim Aufbau von Beachtennis. Die ITF hat dann sicherlich geholfen, den Sport auf ein weltweites Niveau zu heben und alles zu vereinheitlichen, auch die Ranglisten. Jetzt gibt es den IPIN, das scheint mir gut organisiert zu sein, sehr übersichtlich. Das ist in jedem Fall ein großer Schritt für die Zukunft von Beachtennis.

  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2003, Marina di Ravenna
  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2006, Marina di Ravenna, mit Alan Maldini
  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2007, Marina di Ravenna

Was hat denn in der Boomzeit von Beachtennis noch gefehlt?

Leider gab es in Italien diese großen Unstimmigkeiten, ein Verband gegen den anderen, Trennungen, und so haben wir es leider nicht geschafft, Beachtennis nach vorn zu bringen. Das wird jetzt vielleicht von anderen Ländern vorangebracht. Auch in Amerika war es nicht so gut gestartet, aber auch dort spielen die Leute jetzt mehr, und hier in Brasilien ist Beachtennis mittlerweile sehr populär. Ich gehe davon aus, dass die Entwicklung von Beachtennis in Südamerika weiter voranschreiten wird als in Europa.

Gemeinsam mit Matteo Marighella hast du selbst ein großes Kapitel der Beachtennis-Geschichte geschrieben. Von 2007 bis 2009 wart ihr quasi unbesiegbar. Wieso hat dieses Doppel so gut funktioniert? Wann und aus welchen Gründen seid ihr dann auseinander gegangen? Was ist geblieben von dieser Verbindung?

Matteo und ich haben viele Jahre lang zusammen gespielt und wir waren wohl das Doppel mit den meisten Erfolgen und Turniersiegen. Es ist sehr schade, dass diese Statistiken nie von der ITF erfasst worden sind. Wir haben Beachtennis fünf Jahre lang dominiert und dabei gegen starke Gegner gespielt wie zum Beispiel Marco Garavini, Luca Meliconi, Alan Maldini und zuletzt auch Alessandro Calbucci. Michele Cappelletti e Luca Carli waren auch schon da und stark gestartet. Insgesamt also ausgesprochen gute Gegner. Die Ergebnisse sind ein wenig in Vergessenheit geraten, weil die ITF die Ranglisten erst seit 2010 verwaltet. Ich habe mich dann an der Schulter verletzt, und wir haben es in der Folge nicht mehr geschafft, uns auf dem hohen Niveau zu bestätigen. Wir haben es nicht mehr geschafft, gut zusammenzuspielen, gerade wegen meiner vielen Verletzungen. Das ist sehr schade, denn wir hätten bestimmt noch ein paar erfolgreiche Jahre vor uns gehabt. Nach den ganzen Problemen jedoch habe ich es gemeinsam mit Vini Font geschafft, das beste Team auf der Welt zu werden und 2014 an die Spitze der Weltrangliste zu kommen. Es war eine Überraschung, dass wir so viele Turniere gewinnen konnten. Auch Matteo war dann noch einmal erfolgreich, an der Seite von Michele Cappelletti hat er 2015 den Titel bei den Weltmeisterschaften in Cervia gewonnen. Auch er hat es also nochmal geschaft, nach der Zeit unseres historischen Doppels.

  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2007, Marina di Ravenna, mit Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2008, Marina di Ravenna, mit Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    ITF Cervia 2010, Cervia, mit Matteo Marighella

Gemeinsam mit euch und auch nach euch gab es einige fixe Doppelpaare wie Garavini/Tazzari, Cappelletti/Carli oder auch Ferreira/Santos. Aus welchen Gründen scheint es heutzutage nicht mehr so viele feste Paarungen zu geben? Die Spieler wechseln viel häufiger den Partner. Woran liegt das?

Sagen wir es so, Beachtennis war früher nicht so professionell aufgestellt, es gab weniger zu gewinnen. Es gab auch weniger Doppel und deshalb herrschte mehr dieses Gefühl von Freundschaft, gemeinsam zu spielen, gemeinsam zu trainieren. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Wenige Spieler sind befreunde, und es gibt viel Bequemlichkeit. Wenn du gerade gut mit deinem Partner zusammenspielst kommt ein anderer Spieler, ein stärkerer Spieler und fragt dich, ob ihr zusammen spielt. Oft sieht man diese Untreue. Die Spieler gehen oft nicht gut miteinander um, der Respekt fehlt. Was zählt ist die Rangliste um gut in die Setzliste bei Turnieren zu kommen. Ich habe in den vergangenen Jahren viele unschöne Szenen gesehen, da haben Spieler gestritten, haben dann aber die Woche drauf aus Bequemlichkeit wieder zusammen gespielt. Das war nie meins, das habe ich nie gemacht in meiner Karriere, mich so schlecht zu verhalten. Ich habe immer zu meinem Wort gestanden. Das ist ein System, das mir gar nicht gefällt. Ich bevorzuge das traditionelle Bild der vereinten Doppel, die ehrlich zueinander sind. Leider gibt es das immer weniger.

Im Nationalteam dagegen gewinnt man nur gemeinsam. Welches ist das Erfolgsgeheimnis des brasilanischen Teams, dessen Kapitän du bist, und das zuletzt zweimal nacheinander die Teamweltmeisterschaft gewonnen hat?

Mit dem brasilianischen Nationalteam haben wir großartige Ergebnisse erzielt, und sicherlich ist da unsere gemeinschaftliche Rolle ausschlaggebend. Mit meinem Engagement kamen neue Strategien, eine viel professionellere Herangehensweise und vor allem auch die gute Kenntnis der Gegner, speziell des italienischen Teams, das ich gut kenne. In diesem Jahr habe ich ein gutes Scoutingprogramm erarbeitet gemeinsam mit meinem Assistenten, der mir mit Statistiken von gegnerischen Spielern geholfen hat. Das ist unsere Arbeit, die das brasilianische Team zu zwei Turniersiegen nacheinander geführt hat. Wir haben dann auch bei den World Beach Games in Doha Erfolge erzielt und bei den panamerikanischen Meisterschaften. Hoffen wir, dass wir in diesem Jahr zum dritten Mal in Folge das beste Team weltweit stellen können. Es wird sehr schwer werden, wie immer eben.

  • Alex Mingozzi
    ITF WTC 2018, Moskau
  • Alex Mingozzi
    ITF WTC 2018, Moskau, Joana Cortez, Rafaella Miiller, Maraike Biglmaier, Laura Kemkes

Bei der Team-WM 2018 in Moskau musstest du aufgrund einer Pass-Regel der ITF auf der Tribüne sitzen. Du hast geschwitzt, weil ihr im Viertelfinale gegen das deutsche Team auf der Verliererstraße wart. Welche Erinnerungen hast du an diese Begegnung?

Ja, ich war auf der Tribüne, und wir haben dieses Spiel gegen die Deutschen nur ganz knapp mit viel Glück gewonnen. Es hat alles am Vormittag mit dem Spiel der Frauen angefangen, das war eine Überraschung, weil wir mit dem Topduo Joana Cortez und Rafaella Miiller angetreten waren. Wir waren Favorit, aber sie haben ein schlechtes Spiel gezeigt, wenn man ihre Möglichkeiten bedenkt. Es war auch ein wenig die Anspannung, die für das schlechte Spiel verantwortlich war. Maraike Biglmaier und ihre Spielpartnerin Laura Kemkes hatten großes Beachtennis gezeigt, sie haben sehr offensiv gespielt. Wir waren also gleich mit einer Niederlage gestartet. Das stand so nicht auf unserem Plan. Unsere Jungs Marcus Ferreira und Thales Santos sind dann mit großer Anspannung auf den Platz gegangen, sie wussten, dass sie ein schwieriges Spiel erwartet. Wir haben es letztlich mit ganz viel Glück geschafft zu gewinnen, fast ohne es verdient zu haben. Wir haben uns im Mixed gerettet und haben in den folgenden Begegnungen immer besser gespielt. Aber das passiert oft im Beachtennis: Wenn du knapp an einer Niederlage vorbeischrammst und es schaffst, deinen Hals gerade noch aus der Schlinge zu ziehen, kommst du am Ende bis ins Ziel. Ich erinnere mich, dass zum Beispiel auch Antomi Ramos, bevor er 2018 gemeinsam mit Mikael Alessi den Titel bei den Weltmeisterschaften in Cervia gewonnen hat, im Halbfinale gegen das italienische Duo Michele Cappelletti und Luca Carli nahe an einer Niederlage waren, sie hatten drei Matchbälle gegen sich, und dann haben sie den Titel geholt.

Deine Beziehung zu Deutschland ist lange, im fernen Jahr 2003 warst du das erste Mal zu uns gekommen, nachdem wir uns bei der WM der IFBT in Marina di Ravenna kennengelernt hatten. Dann bist du auch zweimal zu unserem Porsche Beachtennis Grand Prix in Stuttgart und zu weiteren Turnieren gekommen. In diesem Jahr feiert unser BEACHCLUB2010® sein Zehnjähriges. Welches sind deine schönsten Erinnerungen?

Deutschland gefällt mir ausgesprochen gut. Ich würde auch gern öfter zu euch kommen. Der Porsche Beachtennis Grand Prix in Stuttgart war ein unglaubliches Turnier. Wenn es das heute gäbe, wäre es eines der größten Turniere weltweit. Alle würden da mitspielen wollen. Da habt ihr ein Turnier in einer guten Zeit organisiert, aber es war eben noch nicht die heutige Zeit. Aber an diese Turniere kann ich mich noch sehr gut erinnern. Und dann, klar, erinnere ich mich an die ersten Jahre, als ich mit Matteo nach Deutschland gekommen bin. Dann gibt es das Turnier in Saarlouis, ein toller Ort, an den ich gern zurückkommen würde in diesem Jahr. Ich möchte da in diesem Jahr unbedingt zurückkehren. Aber mit den Beachtennis-Schulen in Brasilien ist das immer sehr schwierig für mich. Deutschland ist ein tolles Land und ich freue mich, dass ihr dort so große Turniere organisiert.

  • Alex Mingozzi
    ITF PBTGP 2011, Stuttgart, mit Anke Huber, Julia Görges, Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    ITF PBTGP 2012, Stuttgart, mit Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    ITF Ingelheim 2015, Ingelheim

Beachtennis wächst bei uns in Deutschland nur sehr langsam. Welches sind deine Tipps für uns?

Beachtennis wächst bei euch nur langsam, weil ihr ein großes Problem habt: Euch fehlen die Spielmöglichkeiten in der Halle. Wenn es mehr Plätze in der Halle gäbe, bin ich mir ganz sicher, wäre das ein großer Sprung nach vorn. Viel mehr Tennisspieler, die sonst nur im Sommer zum Schläger greifen, könnten trainieren. Wenn ihr Hallenkapazitäten schafft, bin ich mir ganz sicher, wird Beachtennis auch in Deutschland durchstarten.

Wie kann denn aus einem guten Beachtennis-Spieler ein sehr guter Beachtennis-Spieler werden?

Er muss viel trainieren, und er muss das Glück haben, mit starken Spielern und guten Übungsleitern trainieren zu können. Dann sollte er ins Turniergeschehen eingreifen und möglichst viele Turniere spielen.

Noch ein Blick in die Vergangenheit: Im Jahr 2008 hast du deinen Bruder Gionata nach einem Autounfall verloren. Nur Wochen später hast du an den Weltmeisterschaften der IFBT in Marina di Ravenna teilgenommen. Wie hat Beachtennis dir in dieser schwierigen Zeit geholfen?

Das war sehr, sehr schwer für mich. Ich kann mich noch ganz genau an jeden einzelnen Moment in jenen Tagen erinnern. Beachtennis hat mir sicherlich sehr geholfen, weil ich dadurch mit dem Kopf beim Sport geblieben bin. Es hat mir geholfen, mich nicht zu sehr zu stressen, deshalb war es wichtig für mich, gleich wieder Turniere zu spielen und nicht zu viel darüber nachzudenken. Das war fundamental für mich.

  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2007, Marina di Ravenna, mit seiner Familie und Matteo Marighella
  • Alex Mingozzi
    IFBT WC 2008, Marina di Ravenna, mit Matteo Marighella, Alessandro Calbucci, Nicola Gambi, Marco Ortolani
  • Alex Mingozzi
    Il sorriso di Gio 2014, Marina di Ravenna
  • Alex Mingozzi
    Il sorriso di Gio 2014, Marina di Ravenna
  • Alex Mingozzi
    Il sorriso di Gio 2015, Marina di Ravenna
  • Alex Mingozzi
    Il sorriso di Gio 2015, Marina di Ravenna
  • Alex Mingozzi
    Il sorriso di Gio 2015, Marina di Ravenna

Zu Ehren deines Bruders organisieren seine Freunde jedes Jahr das Fußball-Tennis-Turnier "Il sorriso di Gio" in Marina di Ravenna. Welche Bedeutung hat dieses Event für dich und deine Eltern?

Das Turnier ist ein tolles Event, das mittlerweile schon seit mehr als zehn Jahren organisiert wird. Es ist ein Wohltätigkeitsevent, bei dem Spenden gesammelt werden, mit denen Hilfsbedürftige unterstützt werden. Das ist also ein fantastisches Event, das meine Eltern gemeinsam mit Freunden von Gionata auf die Beine gestellt haben. Ich habe auch einige Male teilgenommen. Nicht immer, weil ich manchmal auch bei Turnieren im Einsatz war. Es ist ein Event, das sehr gut die Erinnerung an meinen Bruder aufrecht erhält.

In deiner Karriere hast du die Welt bereist. Welches sind die beliebtesten Orte, die dir in Erinnerung geblieben sind?

Ich habe viele tolle Orte besucht. Das war das große Glück beim Beachtennis. Einer der schönsten Orte war zweifelsfrei New York. Die Turniere, die Jum Lorenzo organisiert hat, waren toll. Das waren unterhaltsame Turniere mit vielen Emozionen. Japan gefällt mir auch sehr, zudem die Strände von Bermuda, dort die Turniere von Tony Brannon. Dann gibt es noch viele weitere tolle Orte, aber diese sind die schönsten, zu denen mich Beachtennis geführt hat.

Maximilian Hamm im März 2020